Professor Dr. Jürgen Müller
Honorary Fellow am Historischen Kolleg im Kollegjahr 2022/2023Professor Dr. Jürgen Müller war im Kollegjahr 2022/2023 Honorary Fellow.
Gefördertes Forschungsvorhaben
Der Künstler als komischer Held. Selbstbildnisse und Atelierdarstellungen von Genremalern
Im Rahmen eines viermonatigen Aufenthalts am Historischen Kolleg zu München möchte ich Selbstbildnisse von Genrekünstlern des 16. und 17. Jahrhunderts erforschen. Der enormen Bildproduktion an Genrebildern, die ab dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts einsetzt, entspricht keine vergleichbar dichte Theorieproduktion. Gleichwohl gibt es Selbstbildnisse und Atelierszenen von Genremalern, die im Sinne gemalter Kunsttheorie genauer zu untersuchen sind. Dabei sollen gleichermaßen deutsche, niederländische wie italienische Maler in den Blick genommen werden. Selbstbildnisse von Genremalern stellen kunsttheoretische Programmbilder dar. Ob Steinschneiden oder Zahnreißen, Beutelschneiden oder Hütchenspiel, Genremaler nutzen negative Rollen und präsentieren sich als Trickbetrüger. Die Maler zeigen sich als Sinnenmenschen, denen jede Vorbildlichkeit abgeht. Sie schlüpfen in die Rolle von Scharlatanen, um dem Publikum zweifelhafte Medizin anzubieten.
Im Unterschied zur bestehenden Forschung geht es mir indes nicht allein um das Thema des Betrugs, sondern der Genremalerei als einer betrügerischen Bildform. Wie können Bilder zeigen und zugleich verbergen? Wie eine trügerische Form erzeugen, um die Wahrheit zu verschleiern? Dabei soll meine Studie mit Werken von Hieronymus Bosch einsetzen und mit Selbstbildnissen Rembrandts enden.