Das Haus in der Ära des Malers Friedrich August von Kaulbach
Friedrich (Fritz) August von Kaulbach (1850–1920) war in der Prinzregentenzeit bzw. Gründerzeit vor dem Ersten Weltkrieg ein in Deutschland sehr gefragter Porträt- und Genremaler, vor allem für Frauenporträts. Horst Fuhrmann berichtet, dass um die Mitte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts für ein Bismarckporträt Franz von Lenbachs (1836–1904) 30.000 Mark bezahlt wurden, und fügt hinzu: „von Kaulbach porträtiert zu werden kostete 1896 80.000 bis 90.000 Mark, rund das Zehn- bis Zwanzigfache des Jahresgehalts eines gut verdienenden deutschen Universitätsprofessors“.
Der mit seiner Malerei verbundene finanzielle Erfolg ermöglichte es Kaulbach, sich nach seiner Berufung zum Direktor der Akademie der Bildenden Künste (1886) in München in den Jahren 1887 bis 1889 von dem befreundeten Architekten Gabriel von Seidl (1848–1913) eine repräsentative Künstlervilla im Stil der italienischen Renaissance („Ville suburbane“) erbauen zu lassen (Obere Gartenstraße 4, seit 1886/87 nach dem Historienmaler Wilhelm von Kaulbach [1805–1874] Kaulbachstr. 15). Dazu erwarb er das Anwesen von Graf Karl von Moy für 140.000 Mark und ließ das dort stehende Gebäude niederlegen.
Beim Bau der Kaulbach-Villa mussten „die Anforderungen des Wohnens mit denen eines Atelierhauses“ verbunden werden. Das Zentrum des Hauses bildet das Atelier (132 m²) mit hohem Nordfenster, das heute als Bibliothek und Raum für Vorträge und Kolloquien dient. An der Innenausstattung waren die auch sonst von Seidl beschäftigten Münchner Kunsthandwerker beteiligt. Die reichen Stukkateur- und Vergolderarbeiten stammen vermutlich von dem Vergolder Barth (Karl Barth (1840–1924); als Bauleiter fungierte Seidls Mitarbeiter Heinrich Kronenberger (1860–1912).
An das Atelier im ersten Stock schließt sich eine ursprünglich zum Garten hin offene Loggia an, deren Decken mit Genreszenen ausgemalt wurden. Loggia und Gartenfront des Mitteltrakts mit der großen Terrasse mit Freitreppe wurden von der Villa Giulia und der Villa Medici in Rom beeinflusst. Die offene Loggia auf der Westseite des Hauses wurde allerdings bereits nach wenigen Jahren mit Blick auf die Witterung verglast.
Im Jahr 1900 wurde dann ein weiteres Geschoss aufgesetzt, da im Hause – Kaulbach hatte mit seiner zweiten Frau Frida (geb. Schytte, 1871–1948), einer Violin-Virtuosin, drei Töchter – Mangel an eigentlichen Wohnräumen bestand. Seine jüngste Tochter Mathilde (1904–1986) heiratete 1925 den Maler Max Beckmann, der sie zärtlich „Quappi“ nannte.
Der Garten der Kaulbach-Villa
Den mit prachtvollen Einzelbäumen bepflanzten Garten (4.200 m²) gestaltete Kaulbach teils mit echten, teils mit nachgemachten italienischen Antiken. Zwei Säulen aus Veroneser Marmor wurden in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in das Musikzimmer im Erdgeschoss des Hauses integriert. Vor der Freitreppe, die sich vom Gartensaal aus weit in den Garten öffnet, der bis zur Bayerischen Staatsbibliothek reicht, liegt ein Kiesweg, dahinter in der Mittelachse zur Gartenfront des Hauses ein Wasserbassin, zu dem fünf Stufen hinabführen. In der Mitte davor befindet sich heute noch die Schale eines Brunnens, der früher in der Mitte des Bassins stand. Dahinter steht der einzige aus der Kaulbach-Zeit erhaltene Baum, eine Rotbuche, die mittlerweile einzeln eingetragenes Naturdenkmal ist. Die alten Bäume im hinteren Teil des Gartens wurden hingegen im Zweiten Weltkrieg durch die Schuttmassen der Bayerischen Staatsbibliothek zerstört.
Versteigerung der Kunstsammlung Kaulbachs 1929
Nach Kaulbachs Tod im Jahr 1920 lebte die Witwe mit den Töchtern hauptsächlich im Ohlstädter Sommerhaus Kaulbachs in der Nähe von Murnau. Das Münchner Haus diente bis 1929 vornehmlich als Aufbewahrungsort der von ihm gesammelten Kunstgegenstände. Am 29. und 30. Oktober 1929 wurde diese Kunstsammlung durch das Kunstantiquariat Hugo Helbing versteigert.
Verkauf des Hauses durch die Witwe Kaulbachs 1931
Im Jahr 1931 verkaufte Kaulbachs Witwe Frida das Haus für 225.000 Mark an den Corpshausverein „Bavaria“ e.V. Die Studentenverbindung nahm ihrerseits Umbauten vor und gestaltete das Atelier, so Fritz Gablonsky in seiner Geschichte des Hauses „in wenig schonender Weise“ zu einem „Festsaal“ um. Mitte der dreißiger Jahre wurde von den neuen Eignern das Dachgeschoss ausgebaut und das nördliche Nebentreppenhaus durch einen Aufbau bis zum Dach hinauf verlängert.
Erwerb des Hauses durch den Freistaat Bayern 1937
Der Kauf des Hauses durch den Freistaat Bayern war eng mit städtebaulichen Veränderungen in der Umgebung verbunden. Auf den Wunsch Adolf Hitlers hin wurde die Von-der-Tann-Straße verbreitert, damit rechtzeitig zur Einweihung des “Hauses der Deutschen Kunst” am 18. Juli 1937 eine großzügige Verbindung zwischen der Prinzregentenstraße und der Ludwigstraße entstand. Dieser Baumaßnahme fielen auf der Südseite der Von-der-Tann-Straße auch verschiedene Gebäude zum Opfer, die bis dahin als Dienstwohnsitz bayerischer Staatsminister gedient hatten. Auf der Suche nach neuen Objekten für diesen Zweck in geeigneter Lage wurde der Freistaat unter anderem auf die Kaulbach-Villa aufmerksam und erwarb Ende Januar 1937 für 240.000 Mark Haus und Grundstück als Dienstwohnsitz für den Staatsminister des Innern und Gauleiter des so genannten Traditionsgaues München-Oberbayern Adolf Wagner (1890–1944). Wagner, einer der wenigen Duzfreunde Adolf Hitlers, wohnte von 1937 bis 1944 hier. Das Atelier diente ihm als Arbeits- und Empfangszimmer.
Erneuter Umbau des Hauses für Gauleiter Adolf Wagner
Für Wagner wurde das Haus erneut von der Obersten Baubehörde durch Ministerialrat Fritz Gablonsky (1876–1971) in viereinhalb Monaten umgebaut. Für die Innenausstattung (der Empfangsräume im Erdgeschoss sowie der Wohnräume und des Arbeitszimmers im ersten Stock mit Wandbespannungen, Vorhängen, Teppichen und Möbeln) zeichnete Gerdy Troost (1904–2003), die Witwe von Hitlers Architekten Paul Ludwig Troost (1878–1934), der unter anderem die Parteibauten am Münchner Königsplatz und das Haus der Kunst erbaut hatte, verantwortlich. Die Möbel lieferten die Vereinigten Werkstätten nach Entwürfen von Ludwig Troost.
An der Südwand des Ateliers wurde u.a. ein Filmvorführungsraum angebaut, von dem aus die Filmprojektion auf die Nordwand des Raumes ging. Am Tag der Einweihung des „Hauses der Deutschen Kunst“ wurden Haus und Garten vom neuen Hausherrn zum ersten Mal für eine größere gesellschaftliche Veranstaltung genutzt, bei der auch Adolf Hitler erschien. Er war später häufiger zu Gast im Hause, auch gemeinsam mit Eva Braun, vor allem zu Filmvorführungen.
1939 wurde im mittleren Bereich des Gartens (auf der zum Walter-Klingenbeck-Weg gelegenen Seite) ein Luftschutzbunker eingebaut. Ein unterirdischer Weg führte vom Keller des Hauses zum Bunker. Durch eine Treppe konnte man im Garten wieder ins Freie gelangen. Der Zugang zum Bunker ist heute zugemauert, der Bunker nicht begehbar.
Die Nutzung der Kaulbach-Villa durch den amerikanischen Soldatensender AFN
Nach dem Zweiten Weltkrieg, das Haus war durch einige Brandbomben nur gering beschädigt, bezog der AFN (American Forces Network) die Kaulbach-Villa. Am 8. Juni 1945 ging die Station auf Sendung. Mitte November 1984 wechselte der AFN dann in das Gebäude Kaulbachstr. 45. Dort sendete er noch bis Februar 1992.
Das Historische Kolleg bemüht sich nach seiner Gründung um ein repräsentatives Domizil
Das Historische Kolleg hatte nach seiner Gründung im Mai 1980 die Arbeit in einer Etage im Haus Sonnenstraße 10 (2. Stock), an der Einmündung zur Schwanthalerstraße, aufgenommen, dieses von starkem Straßenverkehr geprägte Domizil jedoch von Anfang an nur als Provisorium betrachtet. Die Landeshauptstadt München hatte an diesem zentralen, allerdings weniger repräsentativen und sehr belebten Platz für fünf Jahre eine 230 qm große Wohnung zur Verfügung gestellt und deren Renovierung auch durch einen großzügigen Zuschuss von 500.000 DM ermöglicht. Treibende Kraft war Münchens 2. Bürgermeister Winfried Zehetmeier.
Am 20. Oktober 1980 fand dort die offizielle Eröffnung des Kollegs statt. Bereits bei dieser Gelegenheit hatte Theodor Schieder (1978–1984), der selbst in München studiert hatte, davon gesprochen, dass für den Erfolg des Kollegs die wissenschaftliche Atmosphäre, der Genius Loci, der in München wie in keiner anderen Stadt vorhanden sei, entscheidend sein werde. Was damals noch als Wunschziel formuliert worden war, sollte in den kommenden Jahren konkretisiert werden.
Das Historische Kolleg erhält den Zuschlag für die Kaulbach-Villa
Die Bemühungen der Verantwortlichen im Kuratorium um ein repräsentatives Domizil für das Historische Kolleg wurden vom eigenen Anspruch und der Unterbringung vergleichbarer Einrichtungen, etwa dem in einer Grunewald-Villa (Villa Franz und Erika Linde, Wallotstraße 19) residierenden Wissenschaftskolleg in Berlin bestimmt, das am 6. November 1981 eröffnet worden war und mit 12 Fellows den Betrieb aufgenommen hatte. Im Gespräch war zeitweilig etwa ein Haus in Bogenhausen in der Scheinerestraße 11, eine 1910 errichtete neoklassizistische Villa, in der von 1959 bis 2007 das Osteuropa-Institut untergebracht war.
Im Laufe des Jahres 1983 erfuhren dann die Verantwortlichen des Kollegs, dass der Soldatensender AFN die im Besitz des Freistaates Bayern stehende Kaulbach-Villa verlassen werde. Bei dem Haus handelte es sich nicht nur um ein sehr repräsentatives Gebäude aus der Gründerzeit. Es bot auch optimale Bedingungen für die wissenschaftliche Arbeit der Stipendiaten in Ruhe und Konzentration und lag in unmittelbarer Nähe zur Bayerischen Staatsbibliothek, einer ganzen Reihe von Institutsbibliotheken der Ludwig-Maximilians-Universität sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv. In einer Vormerkung für Alfred Herrhausen (1930–1989) zur möglichen Unterbringung in der Kaulbach-Villa hieß es resümierend: “So könnte das Historische Kolleg mit der Kaulbach-Villa ein Institutsgebäude erhalten, das internationalem Standard entspräche und in dem sich die Idee des Kollegs als einer Begegnungsstätte für Historiker des In- und Auslands erst voll entfalten könnte. Die Kaulbach-Villa stellt somit nach Lage und Art des Gebäudes eine wohl nicht wiederkehrende Chance dar”.
Auf eine erste tastende Anfrage beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus wurde dem Geschäftsführer jedoch bedeutet, dass sich eine Unterbringung in der Kaulbach-Villa nicht realisieren lasse, hier sei nach Auszug des AFN „bereits anderweitig definitiv verfügt“.
Als der Preis des Historischen Kollegs am 15. November 1983 zu ersten Mal in der Münchner Residenz verliehen wurde – Preisträger war der Althistoriker Alfred Heuss –, lud der Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß anschließend zu einem Staatsempfang in das Antiquarium der Münchner Residenz ein. Diese Gelegenheit nutzten Alfred Herrhausen, Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank AG und Mitglied des Kuratoriums des Historischen Kollegs, und Horst Niemeyer (1929–2005), Generalsekretär des Stifterverbandes und Geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied, dazu, dem Ministerpräsidenten erneut die Idee einer Unterbringung des Kollegs in der Kaulbach-Villa vorzutragen. Theodor Schieder, erster Vorsitzender des Kuratoriums des Historischen Kollegs, hatte sich parallel an den Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, Hans Maier, gewandt. Dieser antwortete Theodor Schieder am 29. Februar 1984, er habe die Bemühungen um die Kaulbach-Villa gegenüber dem Ministerpräsidenten und dem Staatsministerium der Finanzen unterstützt. Wörtlich hieß es weiter in seinem Brief: „Seien Sie daher versichert, dass es mein besonderes Bemühen sein wird, bei der anstehenden Entscheidung im Kabinett über die künftige Verwendung der freiwerdenden Kaulbach-Villa im Interesse des Historischen Kollegs zu handeln.“
Am 19. Juni 1984 beschloss der Bayerische Ministerrat, in der Kaulbach-Villa in erster Linie das Historische Kolleg unterzubringen. Im Laufe des Jahres drohte das Ziel noch einmal am Widerstand des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen zu scheitern. Aber Kultusminister Maier und Ministerpräsident Strauß setzten sich erneut mit Nachdruck für das Historische Kolleg ein. Am 21. November 1984 schrieb der Ministerpräsident an den Generalsekretär des Stifterverbandes, Horst Niemeyer, unter anderem: „Es ist auch mir ein Anliegen, das Historische Kolleg, das in der bayerischen Landeshauptstadt begründet wurde, hier auch eine angemessene Heimat findet.“ Aus diesen Worten spricht das in der Tradition der Wittelsbacher stehende kulturelle Engagement des Freistaates Bayern, aber auch des in der Münchner Schellingstraße geborenen CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Strauß.
Am 6. Dezember 1984 konnte Kultusminister Hans Maier dann dem Generalsekretär des Stifterverbandes definitiv mitteilen, dass dem Stifterverband die Kaulbach-Villa für die Zwecke des Historischen Kollegs überlassen werden könne.
In der „Bayerischen Staatszeitung“ begrüßte Leonhard Lenk in einem Artikel „Ein Refugium für Historiker. Die Kaulbach-Villa: ideales Domizil für das Historische Kolleg“ die Entscheidung der Staatsregierung. Er schloss den Artikel mit dem Wunsch: „Residieren die Kollegiaten im Haus eines Künstlers, so erinnert sie das unaufdringlich daran, dass auch Geschichtsschreibung eine hohe und schwierige Kunst ist. Und das wiederum könnte den Rang der Arbeiten, ihrer Lesbarkeit und damit ihrer Breitenwirkung nur zugutekommen.“
Renovierung der Kaulbach-Villa unter Leitung von Otto Meitinger
Die Kaulbach-Villa verfügt auf drei Etagen über eine Nutzfläche von ca. 760 m². Dies bietet neben Repräsentationsräumen (Gartensaal und Foyer) sowie dem ehemaligen Atelier als Vortragssaal im ersten Stock im Erdgeschoss Raum für Büros und Besprechungsräume (Kuratorium, Geschäftsführer, Wissenschaftliche Mitarbeiter und Sekretariat). Im ersten Stock gibt es außerdem drei großzügige Arbeitszimmer für Stipendiaten, im zweiten Stock zwei weitere. Ferner verfügt das Historische Kolleg über ein Gästezimmer und ein Apartment für seine Honorary Fellows. Im Keller stehen Küchen-, Lager- und Werkstatträume zur Verfügung.
Bevor das Haus für die Zwecke des Historischen Kollegs genutzt werden konnte – das hatte sich rasch herausgestellt – war allerdings eine Grundsanierung des in den Jahren 1887 bis 1889 errichteten Hauses erforderlich, nachdem in den letzten Jahren der Nutzung durch den AFN die notwendigen Bauunterhaltsarbeiten vernachlässigt worden waren. Neben Maßnahmen zur Trockenlegung waren eine völlige Erneuerung der Heizung, der sanitären Anlagen sowie der Elektroinstallation erforderlich.
Im Dezember 1986 wurden die voraussichtlichen Kosten dafür mit 5,4 Millionen DM angegeben. Der Freistaat Bayern erklärte sich bereit, bis zu 3,5 Mio. DM für die Sanierung zur Verfügung zu stellen, der Stiftungsfonds Deutsche Bank sagte zusätzlich zum laufenden Betrieb des Kollegs bis zu 2 Mio. DM zu, die mit dem Mietzins für die künftige Nutzung verrechnet werden sollten. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst begrüßte in einer Pressemitteilung, „dass damit eine langfristige Ansiedlung des Historischen Kollegs in München erreicht ist“.
Bauträger der Instandsetzung war der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Vorsitzender des Bauausschusses der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Bildungsrates (1966–1976) Ministerialdirektor Dr. Franz Letzelter (1926-2013) im Auftrag des Stifterverbandes. Als Bevollmächtige für den Umbau wurden Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Grünwald (Deutsche Bank, Bauabteilung München) und Georg Kalmer, Geschäftsführer des Historischen Kollegs, eingesetzt. Den Bauauftrag erhielten Professor Otto Meitinger und die Architektengemeinschaft Michael Braun, Wolfgang Hesselberger und Mauritz Freiherr von Strachwitz. Von April 1985 bis April 1989 trat der Bauausschuss zu mehr als 30 Sitzungen zusammen.
Am 19. November 1987 fand eine Pressekonferenz zum Abschluss der Sanierung statt. In der aus diesem Anlass verfassten Pressemitteilung hieß es:
„Bei der Instandsetzung, die mit Unterstützung der Bauabteilung der Deutschen Bank München und des Landbauamtes München sowie in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erfolgte, wurde entsprechend der Bedeutung der Teilbereiche des Gebäudes differenziert vorgegangen:
- Die Haupträume im Erdgeschoss, in denen sich durch alle späteren Bauphasen hinweg wesentliche Teile der originalen Ausstattung aus der Zeit Kaulbachs erhalten haben, sollten ihren historischen Charakter beibehalten. Hier wurden im besonderen denkmalpflegerische Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten notwendig.
- Die übrigen Räume, seit jeher einfacher ausgestattet, konnten mit geringerem Aufwand renoviert und mit größerer Freiheit den Anforderungen der neuen Nutzung entsprechend gestaltet werden.
- Einen Sonderfall stellte das ehemalige Atelier dar. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Dimension war dieser Raum in jeder der Bauphasen stark verändert und den jeweiligen Nutzungen angepasst worden: Atelier – Festsaal – Arbeits- und Empfangsraum – Studio. Ein ‚Originalzustand’ war also nicht auszumachen. Dies hat es erlaubt, den Saal seiner neuen vielfältigen Nutzung als Bibliotheks- und Konferenzraum gemäß zu gestalten und ihm eine den Zielen des Historischen Kollegs angemessene Atmosphäre zu geben. In ihm werden künftig die internationalen Kolloquien und kleinere Vorträge des Historischen Kollegs stattfinden.
Das Äußere des Gebäudes wurde wieder in einen weitgehend der Originalfassung entsprechenden Zustand versetzt. Zum Teil wurden ehemalige Fenster wieder geöffnet, oder, wie beim Atelierfenster, in die ursprüngliche Form zurückgeführt.
Der weitläufige Garten der Villa, dessen Zusammenhang durch einen Bunkereinbau aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges beeinträchtigt ist, konnte vorläufig nur im unmittelbaren Zugriff des Gebäudes provisorisch instand gesetzt werden. Eine Wiederherstellung der gesamten Gartenanlage wäre in naher Zukunft wünschenswert.“
Im Schlussabsatz hieß es: „Mit der Überlassung der Kaulbach-Villa für das Historische Kolleg und der Bereitstellung erheblicher Mittel für die Instandsetzung des Gebäudes setzt der Bayerische Staat seine schon von König Max II. Mitte des vorigen Jahrhunderts begonnene besondere Förderung der Geschichtswissenschaft fort. Er hat damit erneut ein Beispiel gegeben, wie staatliche Wissenschaftspflege und private Förderungsinitiative fruchtbar zusammenwirken können.“
Der Präsident der Technischen Universität München, Otto Meitinger, ging bei der Einweihung der Kaulbach-Villa als Haus des Historischen Kollegs am 24. November 1988 auf die Frage der sinnvollen Nutzung von Baudenkmälern ein, die auch dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz einen eigenen Artikel wert sei. Sein Fazit: Die Nutzung der Künstlervilla durch das Historische Kolleg sei ganz besonders glücklich: „Der Raumbedarf des Kollegs deckt sich nahezu völlig mit dem Raumangebot des Hauses, so daß Eingriffe in die Gebäudestruktur gar nicht zur Diskussion gestellt werden mußten. Vor allem aber widersprechen die mit reichem Dekor ausgestatteten Repräsentationsräume, die, sorgfältig restauriert, den Geist ihrer Entstehungszeit widerspiegeln, nicht der Verwendung durch das Historische Kolleg, ja sie kommen dem Anspruch entgegen, den diese bedeutende wissenschaftliche Institution mit Recht von ihrem Domizil erwarten kann.“
Am 24. November 1988 fand die Eröffnung des Hauses als Sitz des Historischen Kollegs statt. Am 26. November 1988 schloss sich ein „Tag der offenen Tür“ an.
Die Wiederherstellung des Gartens, der in der Ära des AFN zur Hälfte als Parkplatz mit Garagen genutzt worden war, dauerte noch zwei weitere Jahre. Im Sommer 1990 konnte seine Neugestaltung festlich begangen werden.
Verwendete Quellen und Literatur
- Bayerische Staatszeitung, 21.2.1986.
- Bayerisches Denkmalschutzgesetz vom 25.6.1973, Art. 5: Nutzung von Baudenkmälern
- Bayerisches Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, Pressemitteilung vom 19.11.1987 (Archiv Historisches Kolleg).
- Cornelia Batisweiler: Der Garten der Kaulbachvilla. Die Geschichte eines Münchner Bürgergartens 1813-1985 (Abschlussarbeit TU 1985).
- Horst Fuhrmann: Die Lehre vom Haus und das Haus des Gelehrten. In: ders. (Hg.): Die Kaulbach-Villa als Haus des Historischen Kollegs. Reden und wissenschaftliche Beiträge zur Eröffnung [24.11.1988]. München 1989, S. 17–36.
- Fritz Gablonsky: Baugeschichte des Kaulbachhauses in München. München 1940
- Karl-Ulrich Gelberg: Die wechselvolle Vergangenheit der Kaulbach-Villa. In: Akademie Aktuell Nr. 75, Nr. 3 (2021), S. 20–23.
- Heinrich Habel/Johannes Hallinger/Timm Weski: Denkmäler in Bayern. Landeshauptstadt München Mitte. Bd. 2. München 2009, S. 402ff.
- Alfred Herrhausen und Horst Niemeyer an Franz Josef Strauß, 30.11.1983 (Archiv Historisches Kolleg, Kultusministerium Bayern 1980–1987).
- Christine Hoh-Slodczyk: Das Haus des Künstlers im 19. Jahrhundert (= Materialien zur Kunst des 19. Jahrhunderts 33, Forschungsunternehmen der Fritz Thyssen Stiftung, AK Kunstgeschichte). München 1985, S. 68–73, hier: S. 172.
- Hans Maier an Theodor Schieder, 29.2.1984 (Archiv Historisches Kolleg, Kultusministerium Bayern 1980–1987).
- Hans Maier an Horst Niemeyer, 6.12.1984 (Archiv Historisches Kolleg, Kultusministerium Bayern 1980–1987).
- Otto Meitinger: Übergabe des Hauses durch die Architekten. In: Horst Fuhrmann (Hg.): Die Kaulbach-Villa als Haus des Historischen Kollegs. Reden und wissenschaftliche Beiträge zur Eröffnung. München 1989, S. 13ff.
- Sammlung Fritz August v. Kaulbach München. Eingeleitet von August L. Meyer (= Katalog von Kunsthandlung und Kunstantiquariat Hugo Helbing anlässlich der Versteigerung im Hause Kaulbach, München, 29. und 30. Oktober 1929). München 1929.
- Süddeutsche Zeitung, 17./18.11.1984.
- Franz Josef Strauß an Horst Niemeyer, 21.11.1984 (Archiv Historisches Kolleg).
- Unterbringung des Historischen Kollegs in der Kaulbach-Villa, 15.1.1985 (Archiv Historisches Kolleg).
- Ministerialrat Karl Weininger an Georg Kalmer, 19.9.1983 (Archiv Historisches Kolleg, Kultusministerium Bayern 1980–1987).
- Hermann Wilhelm/Gisela Kunz: Jazz in München. [o.O.] 2007, S. 49–54.
- Klaus Zimmermann: Friedrich August von Kaulbach 1850–1920. Monographie und Werkverzeichnis. München 1980.