Gudrun Krämer mit Preis des Historischen Kollegs 2025 ausgezeichnet

Gudrun Krämer mit dem Preis des Historischen Kollegs 2025 ausgezeichnet

Die Historikerin und Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer, bis 2019 Leiterin des Instituts für Islamwissenschaften an der Freien Universität Berlin (FU) und zugleich Direktorin der „Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies“, wurde mit dem Preis des Historischen Kollegs ausgezeichnet. Die zum 15. Mal verliehene und mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt als der deutsche Preis für Historikerinnen und Historiker. Frau Krämer erhält den Preis vornehmlich für ihr Buch „Der Architekt des Islamismus. Hasan al-Banna und die Muslimbrüder. Eine Biographie“ (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, Verlag C.H.Beck, München 2022, 528 S.). Das Preisgeld stellt heuer der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft zur Verfügung.

Der Kuratoriumsvorsitzende des Historischen Kollegs, Hartmut Leppin, betonte in seiner Begrüßung im Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München: „Mut zu eigenen Positionen hat die Preisträgerin Gudrun Krämer gezeigt und dafür bisweilen auch unfaire Angriffe hinnehmen müssen. In dem heute ausgezeichneten Buch hat sie sich mit weitem Blick einer der bis in diese Tage wirkmächtigsten ideologischen Kräfte – dem Islamismus – gewidmet, indem sie sich mit der Biographie des Gründers der Muslimbruderschaft Hasan al-Banna befasst hat.“ Nur Studien wie die Krämers, die auch in der Atmosphäre entstünden, die das Historische Kolleg seinen Fellows biete, böten Multiperspektivität und Differenzierung, so Leppin weiter. Er ergänzte: „Solche Arbeiten vermögen langfristige Ereignisse und Entwicklungen verständlich zu machen, im Gegensatz zu raschen Beurteilungen von Phänomenen, die sich vielleicht durch Meinungsstärke auszeichnen, aber analytisch weniger bieten.“

Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, erklärte anlässlich der Preisverleihung: „Wer Zukunft gestalten will, muss Vergangenheit verstehen: Historikerinnen und Historiker leisten Arbeit von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft: Sie ordnen ein, differenzieren, wägen ab. Die Geschichtswissenschaft ist der Gegenpol zu Fakenews und Schwarz-Weiß-Denken. Sie ist ein Bollwerk unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Wir sind stolz, dass wir in Bayern eine außergewöhnliche Dichte an historischer Expertise und Exzellenz haben – und mit dem Historischen Kolleg eine einzigartige Einrichtung mit einem ganz besonderen Preis. Herzlichen Glückwunsch an Frau Professorin Dr. Gudrun Krämer zur Auszeichnung mit dem Preis des Historischen Kollegs. Mit ihrem Werk über den Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft, Hasan al-Banna, hat sie entscheidend dazu beigetragen, die ideengeschichtlichen Grundlagen sowie den sozialen und politischen Kontext dieser Bewegung, die den Islamismus so wesentlich geprägt hat, für uns verständlich zu machen.“

Der Vorsitzende des Landeskuratoriums Bayern des Stifterverbandes, Frank Walthes, betonte zunächst die enge Verbindung des Stifterverbandes mit dem Kolleg, der dieses „Institute for Advanced Study in History“ 1980 zusammen mit der Deutschen Bank gegründet, gefördert und begleitet habe bis zur heutigen „Public-private-Partnership“. Der Fokus der Arbeit des Stifterverbandes, so Walthes weiter, liege aktuell auf dem Bildungsbereich. Wörtlich sagte er: „Gute Schulen brauchen guten Geschichtsunterricht. In Zeiten wachsender globaler und gesellschaftlicher Spannungen ist Geschichtsbildung kein Nice-to-have, sondern Teil demokratischer Resilienz.” In diesem Kontext verortet er auch das Historische Kolleg. Dort gewonnene Erkenntnisse fänden Eingang in Schulbücher, Medien und öffentliche Debatten: „So entsteht Breitenwirkung. Wir sind also nicht nur durch Förderung verbunden, sondern durch eine gemeinsame Idee”.

Anke Hilbrenner kam in ihrer Laudatio zu folgendem Resümee: „Angesichts der tiefen Kenntnis der sozialen Bedingungen in Ägypten in den 1930er und 1940er Jahren, gelingt es Gudrun Krämer, die Muslimbrüder und ihren Gründer Hasan al-Banna nicht als rätselhaften Einzelfall, sondern als Produkt und Akteur einer komplexen politisch, religiösen und sozialen Landschaft im kolonialen und nachkolonialen Ägypten und den politischen Islam so als Teil der globalen Moderne zu beschreiben.“

Im Anschluss an die Verleihung der Preisurkunde diskutierten Johan Schloemann und Gudrun Krämer über deren Werk.

Umrahmt wurde der Festakt durch Musik – Allemande und Courante von Georg Friedrich Händel sowie „Whither must I wander“ von Ralph Vaughan Williams –, die sich die Preisträgerin gewünscht hatte.

Mit dem Preis des Historischen Kollegs wurden seit 1983 der Althistoriker Alfred Heuß, die Mediävisten Arno Borst und Johannes Fried, der Sozialhistoriker Michael Mitterauer, die Neuzeithistoriker Reinhart Koselleck, Thomas Nipperdey, Wolfgang Reinhard, Gerhard A. Ritter und Christopher Clark, der Ägyptologe und Kulturhistoriker Jan Assmann, Barbara Stollberg-Rilinger (2013), Karl Schlögel (2016), Ulinka Rublack (2019) und zuletzt Michael Wildt (2022) ausgezeichnet.

Gudrun Krämer erhält den Preis des Historischen Kollegs