Religiöse Gewalt in historischer Dimension

  • Herausgeber(in): Professor Dr. Dorothea Weltecke
  • Titel: Religiöse Gewalt in historischer Dimension
  • Reihe: Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien
  • Bandnummer: 109
  • Verlagsort: Berlin/Boston
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • Umfang: XVI, 526 S.
  • ISBN: 9783110773491
  • Beschreibung:

    Was ist religiöse Gewalt? Dieser Frage gehen Geschichtswissenschaftlerinnen und Geschichtswissenschaftler erstmals konsequent mit ihren eigenen Methoden nach. Sie hinterfragen den Nutzen von Definitionen religiöser Gewalt und untersuchen die Relationen von Gewaltausübung, deren religiöse Rahmung und Legitimierung. Mit Analysen zu verschiedenen Zeiten, Kulturen und Regionen zeigen sie spezifische Merkmale von religiöser Gewalt auf. In den Beiträgen kommen bekannte Erscheinungen zur Sprache wie etwa die römischen Gladiatorenkämpfe, die Verfolgung religiöser Gruppen im Mittelalter oder der Erste Weltkrieg, aber auch bisher kaum behandelte Gewaltformen. Vor allem stellen die Autorinnen und Autoren traditionelle Annahmen infrage. Sie historisieren Begriffe und dekonstruieren Theorien. Am Ende stehen neue Fragen und methodische Anregungen für weitere Forschung eines bleibenden Problems unserer Zeit.

  • Inhalt:
    XI
    Verzeichnis der Ablürzungen
    Dorothea Weltecke
    Einleitung (S. 1–6)
    Hartmut Leppin
    Gewalt und religiöse Feste in der römischen Arena (S. 7–28)
    Kai Trampedach
    Tempelzerstörungen und Zwangsbeschneidungen. Sakrale Gewalt als Mittel der hasmonäischen Expansion in Palästina (168–62 v. Chr.) (S. 29–52)
    Luise Marion Frenkel
    Narrative über religiöse Gewalt im 6. und 7. Jahrhundert im Osten des römischen Reichs und die römische Friedensrhetorik (S. 53–76)
    Sabine Schmolinsky
    Martyrium und Geschlecht. Eine mediävistische Perspektive auf religiöse Gewalt (S. 77–94)
    Daniel Föller
    Krieger ohne Ethik. Laienspiegel der Karolingerzeit und die Rechtfertigung militärischer Gewalt (S. 95–136)
    Hermann Kamp
    „Religiöse Gewalt“ im Kampf gegen die Barbaren? Die Rechtfertigung der Gewalt im Rahmen der sächsischslawischen Auseinandersetzungen bei Widukind von Corvey, Adam von Bremen und Helmold von Bosau (S. 137–164)
    Kurt Villads Jensen
    Den Heiligen Krieg verstehen. Die für das lateinische Christentum prägende Zeit zwischen circa 1050 und circa 1300 (S. 165–186)
    Nikolas Jaspert
    Ausschreitungen gegen muslimische Minderheiten in der spätmittelalterlichen Krone Aragon. Eine kontextsensible Analyse religiöser Gewalt (S. 187–213)
    Daniel Schley
    Die Wahrnehmung religiöser Gewalt in Japan im 12. und 13. Jahrhundert (S. 213–236)
    Rainer Josef Barzen
    „Denn das Blut seiner Diener rächt er, und wendet Rache auf seine Feinde zurück“. Liturgisches Gedenken von Verfolgungs- und Gewalterfahrung in Aschkenas im Hoch- und Spätmittelalter (S. 237–258)
    Jörg Feuchter
    Eine „Verfolgungsgesellschaft“ gegen Ketzer, die gar nicht existierten? Über Robert I. Moores große These zur „Persecuting Society“, ihre Weiterungen im Katharer-Revisionismus und ihre Bedeutung für die Religiöse Gewaltgeschichte (S. 259–298)
    Katharina Ulrike Mersch
    Menschenmengen extra und intra muros. Die Rolle der Stadtgemeinschaften bei den Gewalttaten des Hirtenkreuzzugs und der Rintfleisch-Verfolgungen (S. 299–328)
    David Cook
    Dschihad-Literatur zur Zeit der späten Kreuzzüge. Das Ende der Romantik? (S. 329–344)
    Jörn Roland Christophersen
    Gewaltausbrüche und Zwangsmittel als Machtsicherungsinstrumente? Beobachtungen aus städtischen Kontexten (S. 345–382)
    Clara Almagro Vidal
    Nach dem Krieg: Grenzen religiöser Gewalt gegen Muslime in Ländern geistlicher Ritterorden auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter (S. 383–404)
    Lukas-Daniel Barwitzki
    Die anwesende Abwesenheit der Religion. Zur Rezeption und Transformation „religiöser“ Gewalt gegen Juden in der reformatorischen Chronistik der Eidgenossenschaft (S. 405–428)
    Johannes Süßmann
    „Religiöse Gewalt“ in der Frühen Neuzeit? Eine begriffsgeschichtliche Revision (S. 429–448)
    Bénédicte Sère
    In welcher Weise hat Gewalt die Kirche gemacht? Historisierung von vier Beispielen (S. 449–472)
    Adam Knobler
    Neuformulierung der Vergangenheit – Neuausrichtung der Gegenwart. Kreuzzugsrhetorik und -ideologie im „langen“ 19. Jahrhundert (S. 473–500)
    Boris Bath
    Eine deutsche protestantische „Kriegstheologie“ im Ersten Weltkrieg? (S. 501–520)
    Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren (S. 521–526)