Gute Erinnerungen an schlechte Zeiten?

  • Herausgeber(in): Professor Dr. Monica Rüthers
  • Titel: Gute Erinnerungen an schlechte Zeiten?
  • Untertitel: Wie nach 1945 und nach 1989 rückblickend über glückliche Momente in Diktaturen gesprochen wurde
  • Reihe: Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien
  • Bandnummer: 106
  • Verlagsort: Berlin/Boston
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Umfang: XII, 255 S.
  • ISBN: 978-3-11-073076-0
  • Beschreibung:

    Dem Wissen um den amoralischen Charakter der nationalsozialistischen und kommunistischen Herrschaft stand nach 1945/1989 das Bedürfnis der Menschen gegenüber, sich auch an die schönen Momente im eigenen Leben während der Diktatur zu erinnern. Daraus ergab sich ein moralisches Dilemma: Wie konnte die problematische Vergangenheit in die eigene Lebenserzählung integriert werden? Möglich war das vor allem in „Erzählgemeinschaften“ der Zeitzeugen, aber auch in nonverbalen Formen des Erinnerns – etwa durch das Einrichten privater Museen und Sammlungen obsolet gewordener Alltagsgegenstände, entlang derer sich wiederum Narrative herausbildeten. Der Band geht der Frage nach den wechselnden Rahmenbedingungen des positiven Erzählens über Diktaturen des 20. Jahrhunderts nach. Hierbei werden West- und Ostdeutschland, die ehemalige Sowjetunion und die Tschechoslowakei in den Blick genommen.

  • Inhalt:
    Inhalt (S. V–VI)
    Vorwort (S. VII)
    Verzeichnis der Abkürzungen (S. IX–XII)
    Monica Rüthers
    Von unserem Glück wollt Ihr nichts wissen …. Erzählungen über das gute Leben im Nationalsozialismus und im Kommunismus (S. 1–20)
    Gudrun Brockhaus
    „Immer ganz unpolitisch …“. Positive Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus (S. 23–40)
    Alexander von Plato
    Nicht nur negative Erinnerungen. Die deutsche Arbeiterklasse und der Nationalsozialismus (S. 41–48)
    Lu Seegers
    Kindheitserzählungen vaterloser „Kriegskinder“ in West- und Ostdeutschland (S. 49–66)
    Dorothee Wierling
    Ostdeutsche Geschichten. Das Gute erzählen, um das Schlimme nicht zu erinnern? (S. 69–91)
    Nina Leonhard
    Auf der Suche nach Gemeinschaft. Einblicke in die berufsbiografische Vergangenheitsverarbeitung vormaliger NVA-Offiziere im Kontext der deutschen Vereinigung (S. 93–115)
    Jonathan Bach
    Materielle Kultur und die Entstehung der „Ostalgie“. Die Bedeutung von Alltagsobjekten in der Erinnerung an die DDR (S. 117–125)
    Martina Winkler
    „Wir hatten noch eine echte Kindheit“. Soziale Medien und Erinnerungen an die sozialistische Tschechoslowakei (S. 129–153)
    Marketa Spiritova
    „Es war nicht alles schlecht“. Erinnerungen an den Sozialismus in der Tschechoslowakei zwischen postsozialistischer Perspektivlosigkeit und nostalgischer Kindheitserinnerung (S. 155–171)
    Ekaterina Makhotina
    Versprechen der Vergangenheit. Die Zeit der Sowjetunion in der russischen Geschichtspolitik und der kollektiven Erinnerung nach 1991 (S. 175–198)
    Anja Tippner
    Zwischen Dokumentarliteratur und Geschichtsschreibung. Figurationen kollektiver Erinnerung in Svetlana Aleksievičs „Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ (S. 199–216)
    Tanja Zimmermann
    Totalitäre Ästhetik nach 1945 und 1989/91. Von der latenten Nachwirkung zur offenen Appropriation (S. 219–248)
    Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren (S. 249–252)
    Personenregister (S. 253–255)