Große Erwartungen – 1919 und die Neuordnung der Welt

  • Herausgeber(in): Professor Dr. Jörn Leonhard
  • Titel: Große Erwartungen – 1919 und die Neuordnung der Welt
  • Reihe: Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien
  • Bandnummer: 100
  • Verlagsort: Berlin/Boston
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Umfang: XII, 349 S.
  • ISBN: 978-3-11-062429-8
  • Beschreibung:

    Die seit Januar 1919 in Paris tagende Friedenskonferenz stellte einen einzigartigen Moment globaler Verdichtung dar. Einerseits agierten Politiker, Diplomaten und Experten angesichts der seit 1917 konkurrierenden Ordnungsmodelle von Weltrevolution, Weltdemokratie und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker im Bewusstsein universeller Prinzipien und weltweiter Verflechtungen. Andererseits bildeten die Konflikte um die Neugestaltung der Welt jeweils spezifische Kontexte und Interessen ab. Diese besondere Spannung führte zu den großen Erwartungen der Zeitgenossen und bildet den Rahmen für die Beiträge des vorliegenden Bandes. Sie beschäftigen sich mit der Vielfalt weltweit diskutierter Prinzipien von innerer und äußerer Neugestaltung nach dem Ende des Krieges und ihrer Auswirkungen auf ganz unterschiedliche Gesellschaften. Thematisch kommen die Entstehung neuer Staaten im Zeichen des Gewaltkontinuums nach dem Herbst 1918, die Debatten um Kolonialismus und Antikolonialismus, die Ausprägungen und Widersprüche des neuen Internationalismus sowie die Erfahrungen mit Massendemokratie und Wohlfahrtsstaatlichkeit als neue Versprechen der Nachkriegsgesellschaften in den Blick.

  • Inhalt:
    Vorwort (S. VII)
    Verzeichnis der Abkürzungen (S. IX–XII)
    Jörn Leonhard
    Die Konkurrenz der Versprechen. Globale Krisenwahrnehmungen und Ordnungsvisionen im langen Nachkrieg seit 1918 (S. 1–27)
    Gerd Koenen
    Lenin und Wilson. Ein welthistorischer Vergleich (S. 31–50)
    Manfred Berg
    „We are not internationalists. We are American nationalists“. Woodrow Wilson und das Scheitern des Wilsonianism in den USA (S. 51–73)
    Jochen Böhler
    Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg. Die Kontinuität der Gewalt in Ostmittel- und Südosteuropa über das Jahr 1918 hinaus (S. 75–95)
    Erik-Jan Zürcher
    Die Weltanschauung der nationalen Widerstandsbewegung im Osmanischen Reich der Nachkriegszeit (S. 97–114)
    Stefan Rinke
    Große Skepsis. Lateinamerikanische Zukunftserwartungen bei Kriegsende 1918/19 (S. 117–138)
    Jan Schmidt
    „Den anglo-amerikanisch zentrierten Pazifismus beseitigen!“. Erwartungen an die Nachkriegszeit in Japan und das Scheitern des Wilsonian Moment in Ostasien, 1918–1920 (S. 139–167)
    Florian Wagner
    Ermächtigungsfrieden oder Ernüchterungserlebnis? 1919 aus afrikanischer und panafrikanistischer Sicht (S. 169–204)
    Marcus M. Payk
    Vertrag und Diktat. Der Pariser Friedensschluss von 1919/20 und das Völkerrecht (S. 207–231)
    Patrick O. Cohrs
    Keine „Pax Atlantica“. Das Ringen um eine atlantische Friedens- und Sicherheitsordnung – ein Schlüsselproblem der Neuordnungsprozesse von 1919 (S. 233–270)
    Kathrin Kollmeier
    Erwartungen und Enttäuschungen. Staatenlosigkeit als Ausdruck einer transnationalen Semantik von Zugehörigkeit nach 1918 (S. 271–288)
    Boris Barth
    Ethnisierungen und die Krise der europäischen Demokratien nach 1918/19 (S. 291–310)
    Tim B. Müller
    „Siegeszug“ der „Weltdemokratie“. James Bryce, Ernst Troeltsch und die transatlantische Diskussion um die globale und soziale Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg (S. 311–340)
    Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren (S. 341–344)
    Personenregister (S. 345–349)