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Emotionen und internationale Beziehungen im Kalten Krieg

  • Herausgeber(in): Professor Dr. Hélène Miard-Delacroix, Professor Dr. Andreas Wirsching (Hg.)
  • Titel: Emotionen und internationale Beziehungen im Kalten Krieg
  • Reihe: Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien
  • Bandnummer: 104
  • Verlagsort: Berlin/Boston
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Umfang: XVI, 430 S.
  • ISBN: 978-3-11-067954-0
  • Beschreibung:

    Die Erforschung von Emotionen, „emotional regimes“ und „emotional communities“ hat in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit erfahren. Zugrunde liegt unter anderem die Einsicht, dass Rationalität und Gefühlswelt keine starren Gegensätze sind, wie es eine ältere Auffassung lange Zeit glaubte. Vielmehr fließen Emotionen regelmäßig in die Konstruktion von Bildern des anderen, Wahrnehmungen und Interpretationsmustern ein und stehen in einem komplexen Zusammenhang mit „rational“ vermittelten Handlungen. Dies gilt in besonderem Maße für die Geschichte der Internationalen Beziehungen, die dieser Band erstmals systematisch unter einer emotionsgeschichtlichen Perspektive in den Blick nimmt. Mit ihr untersuchen renommierte Historikerinnen und Historiker zentrale Phasen und Schauplätze des Kalten Krieges. Damit eröffnet der Band einen wichtigen Dialog zwischen unterschiedlichen methodischen Traditionen der Geschichtswissenschaft.

  • Inhalt:
    Vorwort (S. IX)
    Verzeichnis der Abkürzungen (S. XI–XVI)
    Hélène Miard-Delacroix/Andreas Wirsching
    Emotionen und internationale Beziehungen im Kalten Krieg (S. 1–22)
    Ute Frevert
    Die Gefühle der Staaten. Völkerrecht und politische Praxis (S. 25–43)
    Birgit Aschmann
    Der „Faktor Gefühl“ – Zum emotional regime des Franquismus (S. 45–62)
    Martin Schulze Wessel
    „Mit der Sowjetunion auf ewige Zeiten – aber keinen Tag länger!“. Emotionalisierung und Ernüchterung in den tschechoslowakisch-sowjetischen Beziehungen während des Prager Frühlings (S. 63–74)
    Bernhard Gotto
    „Enttäuschung“ als Bewertungskategorie und Beziehungsmarker. Emotionale Dissensvokabeln in der diplomatischen Korrespondenz des Auswärtigen Amtes zwischen 1949 und 1987 (S. 75–100)
    Philipp Gassert
    „Vertrauen“ als Code für Einfluss, Recht auf Mitsprache und Macht. Zur Rhetorik westdeutscher Außenbeziehungen (1949–1991) (S. 101–121)
    Ilse Dorothee Pautsch
    Von „unvorstellbarer Katastrophe“ zu „Flohbiss an einem Elefanten“. Gefühlsäußerungen in verbaler und nonverbaler Kommunikation von Politikern und Diplomaten in den Tagen des Berliner Mauerbaus (S. 125–141)
    Corine Defrance
    Reaktionen und Emotionen in Frankreich auf den Kalten Krieg in Berlin (S. 143–160)
    Jost Dülffer
    Multiple Ängste vor dem Nichtverbreitungsvertrag von Atomwaffen in den 1960er-Jahren (S. 161–181)
    Krzysztof Ruchniewicz/Pierre-Frédéric Weber
    Die Angst vor Deutschland in Polens „Wiedergewonnenen Gebieten“ nach 1945 (S. 183–200)
    Jessica Gienow-Hecht
    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein Blick in die Geschichte der US-Außenpolitik (S. 203–222)
    Thomas Freiberger
    Getting „stingy with an ally“ – Eisenhowers emotive Reaktionen in der Suezkrise 1956 (S. 223–236)
    Frederike Schotters
    Gefühlsstrategien und Erwartungsmanagement. Die équipe Mitterrand und die deutsch-französischen Beziehungen 1981–1983 (S. 237–254)
    Dominik Geppert
    Beziehungsprobleme. Margaret Thatcher, Helmut Kohl und die schlechte Chemie (S. 255–274)
    Joachim Scholtyseck
    „Unter der Fahne der heiligen Sache der Erlösung der Menschheit“. Dekolonisierung, Revolutionsbegeisterung und romantische Verklärungen bei der Neuen Linken (S. 277–300)
    Frank Bösch
    Euphorie, Angst und Enttäuschung. Die bundesdeutsche Solidarität mit dem sandinistischen Nicaragua (S. 301–321)
    Agnes Bresselau von Bressensdorf
    Von Flüchtlingen und Freiheitskämpfern. Humanitäre Kommunikation westdeutscher Akteure im Afghanistan-Krieg (S. 323–338)
    Laurence Badel
    Die Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tian’anmen-Platz 1989 und die Subjektivität der Diplomaten. Ein Plädoyer für die Berücksichtigung von Emotionen in der Geschichte der internationalen Beziehungen (S. 341–364)
    Claudia Kemper
    „Wir können und dürfen diesen Wahnsinn nicht mehr dulden, wenn unsere Erde überleben soll“. Nichtregierungsorganisationen als „Emotionsagenturen“ im Kalten Krieg (S. 365–384)
    Reiner Marcowitz
    Kommentar: „Vertrauen und Misstrauen“ (S. 387–397)
    Hermann Wentker
    Kommentar: „Begeisterung und Empörung“ (S. 399–404)
    Ulrich Pfeil
    Kommentar: „Humanität und Emotionen im Kalten Krieg“ (S. 405–415)
    Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren (S. 417–423)
    Personenregister (S. 425–430)