Kolloquiumsbände von Hans-Ulrich Wiemer, Hubertus Jahn sowie Hélène Miard-Delacroix und Andreas Wirsching erschienen
- Historisches Kolleg
- 17.12.2020
Drei neue Bände aus der Schriftenreihe des Historischen Kollegs sind nun erschienen: Sie präsentieren die Ergebnisse der Kolloquien, die Hans-Ulrich Wiemer, Hubertus Jahn sowie Hélène Miard-Delacroix gemeinsam mit Andreas Wirsching in München durchgeführt haben.
Der von Hans-Ulrich Wiemer (Fellow im Kollegjahr 2015/2016) herausgegebene Band beschäftigt sich mit Theoderich dem Großen und dem gotischen Königreich in Italien. Dieses an der Schwelle zwischen Altertum und Mittelalter stehende Imperium setzte einerseits die Traditionen römischer Staatlichkeit fort, andererseits beruhte es aber auf einem fragilen Kompromiss zwischen den einheimischen Eliten und einem Kriegerverband, der mit Theoderich nach Italien gekommen war und dort als militärische Funktionselite angesiedelt wurde. Dieser Kriegerverband wurde als ethnische Gruppe definiert; der König beanspruchte, über zwei Völker, Goten und Römer, zu herrschen, die in seinem Reich einträchtig, aber mit verschiedenen Aufgaben miteinander leben sollten. Der Sammelband enthält innovative Beiträge zu zentralen Aspekten dieser singulären Herrschaftsbildung. Die Autoren des Bandes, die aus unterschiedlichen Disziplinen kommen, fassen den aktuellen Forschungsstand zusammen und entwickeln neue Perspektiven.
Die Frage von Identität und Repräsentation in Georgien zwischen dem 19. Jahrhundert und der Gegenwart wird in dem von Hubertus Jahn (Fellow im Kollegjahr 2016/2017) herausgegebenen Sammelband behandelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fächern analysieren darin unter anderem die Erinnerungskultur, die Geschichtspolitik und die nationalen Traditionen sowie die historischen wie gegenwärtigen Diskurse um politische, soziale, kulturelle, persönliche, religiöse und geschlechtsspezifische Identitäten in Georgien. Einzelne Beiträge behandeln etwa die Inszenierung der russischen Zaren, die politische Romantik, die Frauenbewegung sowie die pädagogischen Reformprojekte in Georgien. In anderen Aufsätzen stehen der Personenkult um Stalin, die Bedeutung des zu seinen Ehren in seiner Heimatstadt Gori errichteten Museums sowie der georgische Nationalismus nach dem Aufstand von 1956 im Mittelpunkt des Interesses.
Mit Emotionen und internationalen Beziehungen im Kalten Krieg thematisiert der von Hélène Miard-Delacroix (Trägerin des Internationalen Forschungspreises der Max Weber Stiftung beim Historischen Kolleg 2017) und Andreas Wirsching herausgegebenene Kolloquiumsband ein neues Forschungsfeld. Ihm liegt die Einsicht zugrunde, dass Rationalität und Gefühlswelt keine Gegensätze sind. Emotionen fließen regelmäßig in die Wahrnehmungen des anderen ein. Dies gilt insbesondere für die Geschichte der internationalen Beziehungen, die dieser Band erstmals systematisch unter einer emotionsgeschichtlichen Perspektive in den Blick nimmt.